Dienstag, 16. September 2008

Einblick ins togolesische Gesundheitswesen

Waehrend zweier Wochen hatten wir die Chance, Eindruecke in einem kleinen Spital mit 30 Betten in Kpalime zu sammeln. Seit sechs Jahren wird das Spital von der schwyzerischen Stiftung Togo-Projekt unterstuetzt - vor sechs Jahren hat auch Sabine ein Praktikum in diesem Spital gemacht hat. Das Wiedersehen war sehr herzlich und es war eine Riesenfreude bekannte Gesichter des Personals und in der Dorfbevoelkerung wiederzusehen. Die Palme, die Sabine damals im Garten gepflanzt hat, ist mittlerweile auf eine beachtliche Groesse von fuenf Metern angewachsen und spendet Schatten fuer den neuen Block mit Krankenzimmern und Bueroraeumlichkeiten, der mit Hilfe von Spendengeldern und Krediten aus der Schweiz realisiert wurde. Waehrend den letzten sechs Jahren wurden die bestehenden Anlagen modernisiert, die Pharmazie, das Labor und die Administration mit Computern versehen und die Kapazitaet der Hospitalisation erhoeht. Es war eine Freude zu sehen, wie effektiv das Spital die Mittel der Stiftung in diesem schwierigen Umfeld eingesetzt hat. Als gutes Beispiel eignet sich sich die Verbesserung der Hospitalisation, wo der Vergleich eines alten Zimmers mit dem neuen Zimmer ins Auge sticht. Verbessert wurde auch die Maternite mit dem Kauf eines neuen Gebaerstuhles unten im Bild, der die alte Holzpritsche abgeloest hat - fuer unsere Augen ist aber auch das immer noch nicht sehr einladend :-)





























In einem Land mit marginaler staatlicher Infrastruktur bezueglich sauberem Wasser und Kanalisation, sind die Infektionskrankheiten das Hauptproplem - ein taeglicher Kampf mit Malaria tropicana und Thyphusfieber, um nur einige zu nennen. Durch die politischen Rahmenbedingungen ist in absehbarer Zeit leider keine merkliche Besserung der Statistik in Sicht. Die staatlichen Mittel und entsprechende Sensibilisierungskampagnen fehlen, das Bildungsniveau ist schlecht im Vergleich zu den Nachbarlaendern und das Gesundheitswesen ist mehr als loechrig. Nur als Beispiel sei hier die fehlende Ambulanz genannt, wo die Verletzten im besten Fall mit dem Taxi und sonst mit dem Mofa transportiert werden. Selber miterleben durften wir eine solche Einlieferung einer bewustlosen jungen Frau mit Kopfverletzungen, welche eingeklemmpt zwischen zwei Bekannten auf dem Mofa, die Beine um den Bauch des Fahrers gekreuzt, ueber die holprigen Wege eine lange Fahrt ins Spital hinter sich gebracht hat. Ihr konnte im kleinen Spital nicht geholfen werden und so wurde sie nach einigen Minuten, immer noch bewustlos, wieder auf dem Mofa eingeklemmpt zum grossen Spital transportiert. Traurig anzusehen.

Die von uns durchgefuehrte Evaluierung des Spitals fuehrte zum Schluss, dass das Spital auf einer gesunden Basis steht: Das Spital wird nach wirtschaftlichen Grundsaetzen gefuehrt, das Personal ist motiviert, mit dem vorhandenen Geld wird haushaelterisch umgegangen, offene Kredite werden zurueckbezahlt und regelmaessige Investitionen in die Modernisierung werden im Rahmen ihrer Moeglichkeiten getaetigt. Das Motto des Spitals: "Creez la difference" wird aktiv gelebt, um dem Patienten eine qualitative gute Behandlung im Vergleich zu den anderen Einrichtungen zu gewaehrleisten. So wurde zum Beispiel ein "Fond social" fuer die Beduerftigen ohne jegliche Mittel fuer eine Behandlung eingerichtet oder auch Gratistee wird an die Kranken verteilt.
Was das Spital im Moment am dringensten benoetigt, ist die Moeglichkeit langfristige Kredite fuer die Verbesserung der Infrastruktur zu erhalten, da die Zinsen fuer solche Kredite bei den lokalen Banken bei ueber 14% liegen. Mit einer solchen Rahmenbedingung koennen groessere Anschaffungen wie z.B. ein Ultraschallgeraet nur sehr schwer realisiert werden, denn welches Unternehmen realisiert schon 14% Gewinn auf einen Kredit plus Rueckzahlung innerhalb Jahresfrist?
Um das Spital weiterhin konkurrenzfaehig zu halten, sind Investitionen in die Maternite mit der Anschaffung eines Ultraschallgeraetes und die Modernisierung des Labors mit der Angliederung einer Bakteriologieabteilung notwendig. Wir sind der Ueberzeugung, dass dies sehr sinnvolle Investitionen sind und moechten dieses Projekt gerne unterstuetzen. Diejenigen, die etwas nachhaltiges mit langfristigen Krediten unterstuetzen moechten, koennen wir dieses Projekt waermsten empfehlen, das Geld wird sicherlich sinnvoll eingesetzt. Fuer Details einfach uns kontaktieren oder die Stiftung Togo-Prjekt auf http://www.togo-projekt.ch/ besuchen. Wir werden das Spital auch in den naechsten Jahren auf ihrem Weg begleiten.

Im Rahmen unseres Besuches konnten wir uns auch einen Ueberblick ueber die Spitalversorgung im Landesinneren ein Bild verschaffen. Nach einer 90 min Mofafahrt in unwegsamen Gelaende erreichten wir das folgende Spital:














Den Bildern gibt es nicht mehr viel anzufuegen, obwohl viele Bewohner schon sehr froh dareuber sind, ueberhaupt die Moeglichkeit haben, irgendwo eine Behandlung zu erhalten.

Zum Ende unseres Besuches durften wir gluecklich miterleben wie manchmal kleine Gesten, grossen Effekt haben: Zur Freude der Kinder im Spital haben wir im Garten zwei "Rittiseili" installiert, die sie in den ersten Minuten zuerst aengstlich begutachteten, danach zaghaft bestiegen und verkrampft schaukelten. Doch bereits nach wenigen Minuten schlossen sie die Schaukeln in ihr Herz und genossen die unbekannte Abwechslung mit lautstarkem Kindergeschrei.


Samstag, 13. September 2008

Kulinarische Hoehenfluege Teil 2




















Wir wollen nicht langweilen, doch hat sich unser Speisezettel um erwaehnenswertes erweitert. Diese Eindruecke wollen wir euch nicht vorenthalten. Das Praesentieren der leckeren Speisen vor dem Verzerr scheint in Togo einen kleineren Stellenwert zu geniessen, als dass wir es von zu Hause kennen. Die Zwischenmahlzeiten werden vorwiegend in schwarzen, vom Fett glaenzenden Plastiktueten dem hungrigen Passant verkauft. Wie gross der Hunger sein muss, um im Saeckli zu wuehlen, entscheidet ihr selber :-).

Wer das Saeckli nicht bevorzugt, der mag zum im Zementsackpapier gedaempften Schaffleisch greifen. Sollte das keine Alternative sein, verkleinert sich die Auswahl auf gegrilltes Suppenhuhn garniert mit Kopf und Fuss. Oder dasselbige in einer auf dem Feuer gekochten Bruehe. Mit der grossen Kelle auf dem Bild wird nach den noch zur Auswahl stehenden Fleischstuecke gefischt, wobei der Appetit durch den Anblick aller moeglichen Koerperteilen und Organen angeregt werden soll. Gluecklich ein Bein erwischt zu haben, begeben wir uns voller Freude zu Tische, waschen uns zuerst die rechte Hand im Plastikbecken, um sie danach genuesslich in die heisse Sauce zu tunken. Dazu serviert wird Fufu, ein aus Yamsstuecken und von starker Hand gestampftem Purree. Dieses Purree dient als geschmacksneutraler Loeffel, um die leckere Sauce aus rotem Palmoel mit den Fingern in den Mund zu befoerdern. Genug gelaestert, weiter geht es auf Entdeckungsreise...







Hinter den Kulissen:
Impressionen aus dem nerventoetenden Internetcafe - so kann das ja nie was werden mit dem Blog aus Togo.

Freitag, 5. September 2008

Empfaenge





Eines Vorweg, in Afrika werden offizielle Empfaenge nicht gefeiert, sondern richtig zelebriert - immer herzlich aber ungewohnt: Im Namen der Stiftung Togo-Projekt unterwegs, durften wir dieses Stueck afrikanischer Kultur in ihren Facetten waehrend nun dreier Wochen hautnah miterleben. Chauffiert ankommend im Toyota Bus auf Projektvisite, finden wir uns ploetzlich in einer spalierstehenden, singenden und tanzenden 150 koepfigen Schaar Frauen wieder. Unmittelbar nach dem Durchschreiten der Gasse, werden die Gaeste zum erhoeten Ehrentisch geleitet und das Programm verkuendet, wozu gehoeren: Theater, Dankesreden, Tanzvorfuehrungen, Essen am erhoeten Tisch unter der Beobachtung von 150 interessierten Augenpaaren und einer Rede der unvorbereiteten und ueberrumpelten Gaeste, die sich dann aber tapfer geschlagen haben.


Nicht minder eindruecklich war auch der Empfang in Kpalimé mit einer eigens organisierten traditionellen 50-koepfigen Musik und Tanzgruppe und anschliessender Praesentation der Aktivitaeten des Gesundheitszentrums. Bei diesen Empfaengen wird der Gastgeber nie die so genannte "Sucrerie" vergessen und so wird mit grossem Stolz mit Fanta und Sprite angestossen.
Eine andere interessante Eigenheit der offiziellen Empfaenge sind die Empfaenge bei den Haueptlingen einer Region, die immer unter einem Strohdach stattfinden und mit der Verabreichung von in einem Plastikfass gegaehrtem Hirsebier unter Antteilnahme des halben Dorfes zum Hoehpunkt kommt. Mit grossen Augen werden dann jeweils die Fremdlinge beim nippen an diesem sauerlichen Gebraeu aus der Kalebasse beobachtet. Es ist dann jeweils eine schoene und erleichternde Freude, wenn sich danach kein Durchfall einstellt...